Die vergangenen Erntejahre waren sowohl hinsichtlich der Qualität als auch der Quantität sehr zufriedenstellend und es geschieht nicht selten, dass die Ernte im darauffolgenden Jahr nicht sehr reichhaltig ausfällt.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der erste Grund ist der natürliche Kreislauf der Ernten. Der Natur fällt es schwer, selbst unter Zurhilfenahme moderner Agrartechnologien, kontinuierlich ausreichende Ernten zu wiederholen.

Die Olivenbäume benötigen nach üppig ausgefallenen Ernten einfach eine gewisse Erholungspause um die notwendige Energie für zukünftige Ernten aufzubauen.
Durch regelmässigen Rückschnitt, angemessene Düngung und ausreichende Bewässerung kann dies verbessert werden.
Der zweite Grund, der die aktuelle Saison negativ beeinflusst hat, ist sicher der Klimawandel. Die Tage des Sommers waren extrem heiss, die Nächte zeichneten sich durch eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit aus.

Diese Voraussetzungen begünstigten den natürlichen Feind der Olive, die Olivenfliege (Bactrocena Olae). Diese Olivenfliegen bohren die Oliven an und legen ihre Eier darin ab. Die Eier bringen einen Wurm zum Vorschein, der sich von der Frucht der Olive ernährt. Der Wurm entwickelt sich weiter zu einer Fliege und dadurch wiederholt sich der gesamte Prozess.

Die befallenen Oliven fallen von den Bäumen und reduzieren dadurch extrem die Ernte. Die organische Bekämpfung gegen diese massiven Angriffe sind vollkommen uneffektiv und die chemische Bekämpfung bedarf kontinuierlicher Einsätze, die nicht den Regeln der Europäischen Gemeinschaft entsprechen.
Ein dritter Grund waren seltene Regenfälle im Frühling sowie häufige Platzregen und Starkregen im Herbst. 

In diesem Dilemma und in Anbetracht der Kosten/Nutzenanalyse führte dies zur völligen Kapitulation der Olivenbauern. Zusammenfassend können wir sagen, dass man sich an die diesjährige Olivenernte in Westligurien als nicht besonders ergiebig erinnern wird. Das Phänomen ist, dass einige Hänge des Valprino nicht gänzlich von diesem Unglück betroffen wurden und noch eine akzeptable Ernte einbringen können und andere Olivenhaine quasi mit einer Nullernte dastehen.

Meine persönliche Situation entspricht unglücklicherweise letzterem. Trotzdem versuche ich nicht den Mut zu verlieren. Ich konzentriere mich auf die Pflege meiner Olivenhaine. Das Beschneiden der Olivenbäume, bei dem zentrale Äste entfernt werden, ist extrem wichtig. Dies ermöglicht, dass Licht in den Baum einfällt und die Luft gut zirkulieren kann.

Auch wenn die Produktionsmenge des Extra Virgin Olivenöls in Westligurien in diesem Jahr geringer ausfällt, so können Liebhaber des Öls doch versichert sein, dass aufgrund der vielfältigen Kontrollinstanzen beste Olivenölqualität garantiert werden kann.

Echtes Taggiasca Olivenöl Extra Virgin ist und wird immer ein Nischenprodukt für Kenner bleiben. Unser Anspruch, ein extraordinäres Olivenöl auch unter widrigen Umständen zu produzieren, bleibt bestehen.

Abschliessend möchte ich noch einige Aspekte unserer Gegend ansprechen. Wir leben hier in einem Moment grossen Wandels. Die vorangegangenen Generationen, die dieses Territorium und die Olivenhaine bewirtschaftet und beschützt haben, sind in die Jahre gekommen und erschöpft. Der Generationenwechsel ist nicht durchgängig gelungen. Viele Bauernhöfe und Olivenhainen sind daher von Verwaisung bedroht.

Ich möchte daher Jedermann einladen, der vielleicht daran interessiert ist in Ligurien einen Bauernhof zu übernehmen. Meiner Meinung nach gibt es hier viele interessante Möglichkeiten. Eine Möglichkeit zum Erhalt dieser besonderen Gegend könnte es sein, Olivenhaine zu kaufen, eventuell auch mit einer Gruppe von Freunden um diese mit der Hilfe von Vorort lebenden Olivenbauern zu kultivieren. So könnte man ein Stück Territorium erwerben und ein aussergewöhnliches Produkt produzieren. Dies könnte eine Lösung sein um unsere Täler vor einem tragischen Schicksal zu bewahren.

Giovanni Riva, Olivenbauer in Bellissimi